Die Gartengrasmücke (Sylvia borin) ist ein Singvogel aus der Gattung der Grasmücken (Sylvia). Sie ist ein Zugvogel, der im Sommer in ganz Europa brütet und oft in Siedlungsgebieten zu beobachten ist.
Beschreibung
Die Gartengrasmücke ist 13 bis 14 Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von 21 bis 24 Zentimetern. Das Gewicht beträgt etwa 16 bis 22 Gramm.
Die Oberseite ist olivbraun-grau und die Unterseite ist weißbraun gefärbt. Das Deckgefieder der Flügel ist einfarbig. Der Bürzel ist schmutzig weiß. Sie hat einen blassen, hellen Augenring um die dunklen Augen und einen sehr undeutlichen, diffusen, hellen Augenstreifen. Der Hals ist an den Seiten grau mit verschwommenen Übergängen zum Nacken. Der Schnabel ist verhältnismäßig dick und stumpf, die Beine sind blaugrau-beige und kräftig.
Männchen und Weibchen sehen gleich aus, Jungvögel unterscheiden sich durch helle Säume auf den Schwung- und Schirmfedern. Das höchste durch Ringfunde belegte Alter einer Gartengrasmücken beläuft sich auf 14 Jahre und drei Monate. Sie sind ziemlich scheu, nur selten und kurz zu sehen.
Systematik
Es gibt zwei Unterarten, die jedoch nur gering differenziert sind, d. h. sich kaum unterscheiden.
S. b. woodwardiSharpe 1877, kommt in Südosteuropa bis nach Sibirien vor
Stimme
Der Ruf der Gartengrasmücke ist eine gackernd, nasal und schmatzend klingende Folge von „tschäck-tschäck-tschäck…“. Er wird bei Erregung und zum Locken der Jungvögel abgegeben, mit wachsender Beunruhigung steigt das Tempo. Der Ruf der Mönchsgrasmücke ist härter und durchdringender. Er ist oft aus dem Laubwerk zu hören, ohne dass dabei der Vogel zu sehen ist.
Der Gesang besteht aus 3 bis 8 Sekunden langen Strophen schneller, voll klingender, rauer Töne, die ohne erkennbare Gliederung wie ein Bach dahinplätschern. Ihnen fehlt das flötende Ende wie bei der Mönchsgrasmücke.
Lebensraum
Die Gartengrasmücke ist gegenüber der Mönchsgrasmücke häufiger in gebüschreichem, offenem Gelände und kleinen Feldgehölzen mit dichtem Stauden- und Strauchunterbewuchs anzutreffen. In Wäldern brütet sie meistens an den Rändern und entlang von Wegen, die mit Büschen gesäumt sind. In Nadelwäldern brütet sie nur an Lichtungen oder bei guter Altersdurchmischung der Bäume und dichter Kraut- und Strauchschicht. In Wäldern mit dichtem Kronenschluss brütet sie kaum, dagegen auch in Ufergehölzen, Auwäldern, größeren Gebüschstrukturen, den Strauchbereichen in Verlandungszonen, Bruchwäldern, Parkanlagen, Friedhöfen und gebüschreichen Gärten.
In Mitteleuropa ist sie nahezu flächendeckend von der Küste bis zu den Alpen als Brutvogel vertreten. Bei klimatisch günstigen Bedingungen kann sie bis in die obere Baumgrenze vorkommen.
Bestand
Der Bestand in Europa beträgt etwa 17 bis 31 Millionen Brutpaare, was etwa 75 Prozent des Weltbestandes ausmacht. In Mitteleuropa brüten zwischen 1,8 und 3,2 Millionen Brutpaare. In Deutschland ist der Bestand 0,8 bis 1,4 Millionen Brutpaare.
Die Jungvögel sind im Alter von einem Jahr geschlechtsreif. Das aus Gräsern, Wurzeln, Haaren und Halmen erbaute, napfförmige Nest befindet sich meistens kurz über dem Boden und ist gut in einem dichten Busch versteckt. Das Weibchen legt 4 bis 5 braun gefleckte, weiße Eier. Die Eier werden in der Hauptbrutzeit von Mai bis Juli 11 bis 12 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen nackt und bleiben 10 bis 12 Tage im Nest.
Nahrung
Die Gartengrasmücke ernährt sich von verhältnismäßig kleinen und weichhäutigen Insekten und deren Larven, aber auch von Spinnen und Schnecken. Zum Ende der Brutzeit werden auch Beeren und Früchte von 30 bis 35 für Mitteleuropa bekannten Pflanzenarten genommen. Weiterhin wurde die Aufnahme von Blütennektar in Südeuropa nachgewiesen.